Mit I am Princess X hat Cherie Priest einen fesselnden Thriller für "Thrillerleseanfänger" geschrieben, sozusagen Thriller light: Nicht blutig, trotzdem spannend. Die Aufmachung mit den eingefügten Comics bietet zudem eine willkommene Abwechslung fürs Auge.
Der Plot ist simpel und zu gleich verschachtelt, wie man es von Thrillern kennt. Zu Schulzeiten freunden sich Libby und May an und erfinden Princess X, die Heldin ihrer gemeinsamen Comics. Viele, viele Seiten füllen sie mit ihren Abenteuern. May denkt sich die Geschichten aus und Libby zeichnet. Dann kommt Libby bei einem tragischen Autounfall ums Leben und gehen all die Geschichten, die bei Libby zuhause lagerten verloren, weil ihr Vater Knall auf Fall Seattle verlässt und sein Haus räumen lässt. May sucht die Kisten voller Comics in allen Trödelläden und Antiquariaten der Stadt, doch ohne Erfolg. Durch familiäre Wirrungen verbringt sie erst drei Jahre später wieder mehr Zeit in Seattle und entdeckt eines Tages überall Princess-X-Aufkleber und nach kurzer Recherche auch eine Princess-X-Webseite, auf der auch Comics stehen, deren Heldinnen Libby und ihrer Mutter sehr ähnlich sehen, jedoch sind es May unbekannte Geschichten. Ihr Verdacht, dass Libby noch leben könnte, erhärtet sich und May geht zusammen mit dem nerdigen Nachbarsjungen Trick auf die Suche nach ihr. Im Null Komma nichts ist sie in eine spannende Verfolgungsjagd auf Leben und Tod verwickelt.
Mit dieser Geschichte gelingt Cherie Priest ein Kunststück. Erstens schreibt sie über eine Mädchenfreundschaft, die aber nicht unmittelbar Gegenstand der Geschichte ist. Zweitens sind die handelnden Personen zum Zeitpunkt des Haupthandlungsstrangs 16, aber es geht in keinem Moment um erste Verliebtheit. So gesehen ist es eine relativ erwachsene Geschichte. Andererseits lehnt sie sich an die klassische Abenteuergeschichte an, in der eine Gruppe Jugendlicher gemeinsam mehr oder weniger ohne die Hilfe Erwachsener ein Rätsel lösen. Ganz genregetreu bleibt auch diese Geschichte beim Leser nach dem Lesen nicht hängen, aber die Stunden der Lektüre sind doch wie im Flug vergangen.