Obwohl ich schon einmal Urlaub auf einem Hausboot gemacht habe und der absolut grandios war, ist mir doch noch nie im Traum eingefallen, auf dem Wasser wohnen zu wollen. "Vier Zimmer, Küche, Boot" hat deshalb sofort mein Interesse geweckt. Wie kommt man überhaupt auf die Idee? Und wie schwierig ist die Umsetzung? Um es kurz zu machen: Sehr schwierig. Haus- und Wohnungsbesitzer machen sich kein Bild von dem, was Hausbootbesitzer alles auf sich nehmen müssen, um einfach nur wohnen zu dürfen.
Uta Eisenhardt hat über ihre eigenen Erlebnisse als Hausbootkäuferin, -renoviererin und -bewohnerin ein hochinteressantes Buch geschrieben, das jeder lesen sollte, der sich mich dem Wunsch trägt, irgendwann einmal aufs Wasser zu ziehen. Ich möchte wetten, dass die meisten durch die Lektüre abgeschreckt werden. Wie es scheint, muss der ideale Hausbootbewohner zum einen gerne mit Ämter korrespondieren wollen oder doch zumindest können, zum anderen ein begnadeter Bastler sein.
Das einfachste auf dem steinigen Pfad zum Leben auf einem Hausboot, lernen wir, ist der Kauf des Hausboots. Er scheint sich vom Aufwand her mit dem Haus- oder Wohnungskauf vergleichen zu lassen, bzw. sogar einfacher zu sein und man muss eine viel kleinere Summe auf den Tisch legen. Dadurch darf man sich aber nicht täuschen lassen, denn das Leben auf dem Wasser ist letzten Endes sicher nicht billiger als das an Land.
Auch der Aus- oder Umbau eines Hausboots ist noch zu bewältigen, wenn man erst einmal fähige Handwerker gefunden hat, denn natürlich erfordert er ein recht spezielles Zusatzwissen über
Möglichkeiten und Materialien. Hier kommt schon die erste Hürde für den Hausbootneuling: Ohne eigenes Vorwissen ist es unmöglich einzuschätzen, wie gut ein Handwerker ist. Führt ein Baufehler bei
Haus oder Wohnung maximal zu einem ärgerlichen Schaden, kann Pfusch am Boot zur Folge haben, dass das komplette Hab und Gut in Flammen aufgeht oder versinkt. Hinzu kommt, dass viele Lösungen zum
Beispiel zur Strom- und Wasserversorgung oder Beheizung nicht von der Stange kommen, sondern selbst gefunden und installiert werden müssen.
Hat man dann endlich ein bewohnbares Boot, wird es überhaupt erst so richtig schwierig. Denn mit einem Boot erwirbt man schließlich kein Grundstück wie beim Hauskauf und ist daher darauf angewiesen, dass man irgendwo liegen darf. Was die Eisenhardts hier durchmachen mussten und womöglich immer wieder durchmachen werden, spottet absolut jeder Beschreibung. Sie begegnen Widerstand von allen Seiten. Anwohner wollen nicht auf Hausboote gucken, Investoren sehen sie als wertmindernd und Ämter auf allen Ebenen denken sich immer wieder neue Schikanen aus, gerne auch nicht aufeinander abgestimmte. Auf den 195 schiffbaren Flusskilometern, die Berlin hat, gibt es so wenige Liegeplätze, dass es besonderer Ausdauer bedarf, einen zu finden und zu bemächtigen.
Wenn dann endlich das bewohnbare Boot an einem legalen Liegeplatz liegt, kehrt aber immer noch keine Ruhe ein. Es will versichert und unterhalten sein, und der Hausbootbewohner wird immer wieder mit Entscheidungen konfrontiert, über die sich die Landratte keine Gedanken zu machen braucht, wie beispielsweise: Wohin mit Abwasser und Abfall? Wie sichere ich mein Eigentum gegen Eindringlinge in meiner Anwesenheit und insbesondere in meiner Abwesenheit? Uta Eisenhardt lässt uns an all diesen Sorgen teilhaben und gewährt uns auch einen Einblick in die Gemeinschaft der Hausbootbewohner. Die speziellen Bedürfnisse, die man als Hausbootbesitzer mit einer relativ kleinen Gruppe teilt, scheinen auf eine ganz besondere Art zu verbinden.
Nach der Lektüre dieses gut lesbaren Buches muss ich sagen: Hut ab vor jedem, der es wagt. Ich segele sehr gerne, aber zum Wohnen gehe ich doch lieber wieder an Land.