Bregje und Luc sind seit der Schule das Vorzeigepaar und so erscheint es nur logisch, dass sie nach siebeneinhalb Jahren heiraten. Doch kaum zwei Jahre später verlässt Bregje Luc in einer Kurzschlussreaktion Knall auf Fall mit als einzig erwähnenswertem Gepäck ihre zahlreichen Tagebücher, die sie über die Jahre gefüllt hat. Sich selbst völlig entfremdet zieht sie innerhalb Brüssels von Airbnb- zu Airbnbunterkunft und versucht zu ergründen, was schiefgegangen sein könnte. Dabei hatte ihr Körper ihr schon seit längerem signalisiert, dass etwas im Argen lag, nur hatte sie die Symptome ihres unglücklichen Lebens erfolgreich ignoriert. Es bedarf also tieferen Schürfens. Bregje nimmt sich die Zeit. Genau 39 Tage braucht sie, um eine Bilanz ihrer Beziehung zu ziehen.
Chronik einer angekündigten Trennung
In 39 Kapiteln, die gleichzeitig Tagebucheinträge sind, lässt uns die Ich-Erzählerin an ihrer derzeitigen Misere und der Analyse ihrer Beziehung teilhaben, ergänzt um Auszüge aus den mitgenommenen Tagebüchern, die einen quasi tagesaktuellen Rückblick auf ihre Beziehung erlauben, Kapiteln aus ihrem stark autobiografischen Debütroman mit dem Titel „Der Welpe", den Luc nie geschafft hat zu lesen, und kurzen Notizen ihrer Eltern aus ihrer Kindheit aus Aufzeichnungen, die diese ihr zum Auszug ausgehändigt haben. Durch diese verschiedenen Zeitebenen und unterschiedlichen Erzählintentionen bleibt das Buch bis zum Schluss unterhaltsam, ohne zu schwer werden.
Bregje Hofstede ist eine großartige Beobachterin und noch bessere Erzählerin. Sie verflicht Heutiges mit Vergangenem mit Gefühl für die richtige Dosierung zu einem stimmigen Ganzen. 400 Seiten langes Wühlen in den Eingeweiden einer Beziehung hätte durchaus anstrengend werden können, doch stattdessen ist Drift erstaunlicherweise ein Pageturner, den man bis zum Schluss nicht wieder aus der Hand legen kann.